Aktuelles
Impfungen für den Winter – Grippe, Covid & RSV
RSV-Prophylaxe mit Beyfortus® für Säuglinge
Liebe Eltern!
Die STIKO empfiehlt die Prophylaxe gegen RS-Virusinfektionen für alle ab 1.April 2024 geborenen Kinder und für schwer lungen- oder herzkranke Kinder in ihrer zweiten RSV-Saison.
Die pädiatrischen Praxen dürfen diesen passiven Impfstoff nicht selbst beziehen. Daher stellen wir den Kindern entsprechend der Empfehlung ein Kassenrezept aus und Sie können damit das Medikament in Ihrer Apotheke bestellen. Erst wenn Ihre Apotheke Beyfortus® für Sie hat, machen Sie bitte einen kurzfristigen Termin für die Impfung in unserer Praxis. Wir werden Ihnen diese Termine ohne ausführliche Beratung und ohne Besprechung anderer Fragestellungen innerhalb weniger Tage anbieten.
Wenn Sie für Ihr vor dem 1. April geborenes Kind gerne diese Prophylaxe möchten, müssen Sie für eine Kostenübernahme Ihre Krankenkasse kontaktieren. Die StIKo-Empfehlung gilt für alle Säuglinge für ihre 1. RSV Saison. Die RSV-Saison ist jedes Jahr etwas unterschiedlich. Die letzte RSV-Saison 2023/2024 endete laut StIKo am 11.03.2024.
Wenn sich Änderungen an diesen Abläufen ergeben sollten, werden wir Sie zeitnah auf dieser Seite informieren!
Ihr Praxisteam Dr. Becker – Dr. Haisch
Covid
Nach der aktuellen StiKo-Empfehlung vom August 2024 ist eine Covid-Impfung oder jährliche Boosterimpfung in der Altersgruppe 6 Monate – 18 Jahre nur bei schweren Vorerkrankungen empfohlen wie z.B. schwere Immundefekte; schwere Herzerkrankung, schwere chronische Lungenerkrankung, schwere Nierenerkankung, schwere neurologische Erkrankung, schwere syndromale Erkrankung, Trisomie 21 , Tumorerkrankung, Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen; Adipositas.
Wenn ihr Kind zu der empfohlenen Risikogruppe für die Covid-Impfung gehört, vereinbaren Sie einen Impftermin.
Das Aufklärungsmerkblatt zur Covidimpfung und die Einwilligungserklärung finden Sie in den folgenden beiden Links des RKI.
Bitte das Aufklärungsmerkblatt gut durchlesen und die Einwilligungserklärung ausdrucken und unbedingt komplett ausgefüllt mit dem Impfbuch und der Versicherungskarte mit zur Impfung bringen.
Aufklärungsmerkblatt Covidimpfung 5-17 Jahre
Einwilligungserklärung Covidimpfung 5-17 Jahre
Aufklärungsmerkblatt Covidimpfung in 23 Sprachen
Influenza
Die jährliche Influenza-Impfung wird in der Altergruppe von 6 Monaten – 18 Jahren mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grunderkrankung, wie z. B.: chronische Erkrankung der Atmungsorgane (inklusive Asthma bronchiale), chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nieren-erkrankung, Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankung, chronische neurologische Erkrankungen sowie mit angeborener oder erworbener Immundefizienz empfohlen. Außerdem ist die Impfung für Kinder und Jugendliche empfohlen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können.
Wenn ihr Kind zu der empfohlenen Gruppe für die Influenzaimpfung gehört, vereinbaren Sie einen Impftermin.
Die Covid-Impfung und die Influenza-Impfung können am selben Tag erfolgen.
RSV – respiratory synzytial virus
Seit diesem Jahr können wir Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder (<24.Monaten) mit dem monoklonalen Antikörper (Nirsevimab) vor einer schweren RSV-Infektion der unteren Atemwege schützen.
Bei den herkömmlichen Impfungen bildet das eigene Immunsystem Antikörper, so dass es eine gewisse Zeit benötigt, um einen umfassenden Impfschutz aufzubauen. Da Nirsevimab aus den notwendigen Antikörpern besteht, sind Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder < 24 Monaten nach der Gabe von Nirsevimab (Beyfortus) sofort geschützt.
Die StiKo empfiehlt, dass alle Neugeborene und Säuglinge (auch ohne Risikofaktoren) in ihrer ersten RSV-Saison (Oktober-April) durch Nirsevimab geschützt werden. Die Kinder, die in dieser Zeit geboren werden, erhalten Nirsevimab bereits in der Geburtsklinik. Alle Kinder, die zwischen April und Oktober geboren werden, können durch die Kinderärzte und Kinderärztinnen geimpft werden. Der Impfschutz besteht danach für 6 Monate.
Alle Säuglinge und Kleinkinder < 24 Monaten mit Risikofaktoren sollen auch in ihrer zweiten RSV-Saison Nirsevimab erhalten. Zu den Risikofaktoren gehören: Frühgeborene im Alter <6 Monaten, Kinder mit bronchopulmonaler Dysplasie, mit schweren kongenitalen Herzfehlern, mit neuromuskulären Erkrankungen, mit syndromalen Erkrankungen wie Trisomie 21 sowie mit angeborenen oder erworbenen Immundefizienz.
Wir begrüßen die Empfehlung der StiKo.
Sobald Sie von der Apotheke den Impfstoff bekommen können, können Sie kurzfristig einen Termin bei uns vereinbaren.
Es ist ein großer logistischer Aufwand, da der Impfstoff sehr empfindlich gegenüber Temperatur und Licht ist.
* Neue Computer – neues System *
Liebe Eltern,
wir haben in der letzten Woche neue Computer, Telefone und ein ganz neues Praxisverwaltungsprogramm bekommen!
Damit gibt es auch für Sie ein paar Neuerungen:
Bald werden wir einen online Terminkalender. Dadurch haben Sie die Möglichkeit Termine zu vereinbaren, abzusagen oder zu verschieben.
Befunde, Briefe oder Rechnungen können per verschlüsselte Email an Sie gesendet werden.
Wir freuen uns sehr über diese neue digitale Unterstützung.
Weitere Informationen folgen in den nächsten Tagen und Wochen auf dieser Seite.
Ihr Praxisteam Dr. Becker Dr. Haisch
Liebe Eltern,
derzeit besteht im Münsterland eine schwere Grippe-Epidemie. Die Grippe (Influenza)-Symptome im Kindesalter sind u.a.:
- Husten, Schnupfen, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen
- Erbrechen, Durchfall und leichte Bindehautentzündung
- Die Besonderheit ist das lang anhaltende, teilweise auch hohe Fieber.
Die Fieberepisoden dauern oft 5-7 Tage (im Gegensatz zu einer einfachen Erkältung). Auch bleiben die Kinder zwischendurch oft 1(-2) Tage fieberfrei, um danach erneut aufzufiebern. Bei der ärztlichen Untersuchung fahnden wir nach Komplikationen der Grippe: (Lungenentzündung, Mittelohrentzündung, bakterielle Hals- und Nebenhöhlenentzündungen). Die Komplikationen werden mit einem Antibiotikum behandelt. Wenn diese aber nicht bestehen, erfolgt die Behandlung einer Grippe durch symptomlindernde Maßnahmen: z.B. durch Hustenlöser, bei Bedarf Fiebersenkung (die nur erforderlich ist, wenn das Kind unter dem Fieber z.B. in Form von Nahrungsverweigerung und starker Schwäche leidet) und durch Schonung bzw. Bettruhe. Wenn das Fieber länger als 6-7 Tage besteht, sollten weitere ärztliche Kontrollen erfolgen. Sport ist in jedem Fall erst dann erlaubt, wenn das Kind wieder vollständig gesund ist (ca.7-14 Tage nach Ende der akuten Erkrankung).
Ihre Kinder- und Jugendärzte
Dr. Stefan Becker Dr. Ludger Heuckmann Dr. Lina Röhl Dr. Lea Haisch
Daumenlutschen und Nuckeln abgewöhnen
Paul Suer
Wie das Kinderbuch „Struwwelpeter“ zeigt, war das Daumenlutschen bereits vor über 100 Jahren ein Thema. Doch ganz so drastisch, wie Heinrich Hoffmann einst das Problem „löste“, sind unsere Methoden zum Glück heute nicht mehr. Gleichwohl ist auch in unserer Zeit das Daumenlutschen und Nuckeln in vielen Familien ein wichtiges Thema.
Mit den Nerven am Ende
Eine Mutter berichtet: „Unser Sohn ist schon sechs Jahre alt. Aber er lutscht bei jeder Gelegenheit an seinem Daumen. Mich regt das fürchterlich auf. Am liebsten würde ich ihm den Daumen aus dem Mund reißen. Ich habe schon alles Mögliche probiert, um ihm diese schlechte Angewohnheit auszutreiben. Einmal habe ich ihm sogar eine übel riechende Tinktur auf den Daumen geträufelt. Doch wirklich geholfen hat bis jetzt noch überhaupt nichts.“
Warum nuckeln Kinder eigentlich?
Kinder nuckeln von Geburt an. Die Fachleute sprechen von einen angeborenen Saugreflex. Manchmal nuckelt das Ungeborene bereits im Mutterleib an seinem Daumen. Der Saugreflex ist von der Natur eingerichtet, damit sich das Baby die Milch aus der Mutterbrust holt.
Das Saugen dient aber auch einem anderen Zweck. Denn es hat eine beruhigende und entspannende Wirkung. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen sein, dass ein Baby schneller nuckelt, wenn es aufgeregt ist? Durch das Nuckeln baut es überschüssige Energien ab und beruhigt sich wieder.
Eine ähnliche Bedeutung haben auch Schmusekissen, Stofftiere oder einfache Stoffreste. Jedes Kind hat sein Lieblingsteil, das eine bestimmte Form, Farbe und Geruch haben muss. Wehe, wenn die Mutter dieses lieb gewordene Teil in die Waschmaschine steckt und der Geruch nicht mehr stimmt. So schnell wird sie das Geschrei ihres Kindes nicht vergessen.
Schnuller und Schmusedecken geben Sicherheit
Nuckel, Schnuller und Daumen, aber auch Schmusekissen und Stofftiere haben eines gemeinsam: Sie geben dem Kind das Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit. Solange sie diese Gegenstände bei sich haben, fühlen sie sich geborgen. Die meisten Kinder hüten sie wie ihren Augapfel und achten peinlich darauf, sie nicht zu verlieren. Für den zweijährigen Felix aus O. ist es beispielsweise nichts Besonderes, wenn er drei, vier „Ersatzschnuller“ bei sich führt, die er von Zeit zu Zeit auswechselt.
Doch nicht alle Kinder haben sich an einen Schnuller gewöhnt oder ein Stofftier zum Kuscheln ausgewählt. Manche nehmen für diesen Zweck den guten alten Daumen. Er hat den Vorteil, dass er jederzeit verfügbar ist und man ihn nicht verlieren kann. Er passt sich an den Gaumen an, riecht immer gut und ist ein vertrautes Körperteil.
Auch das Teefläschchen oder ein wenig Saft in der Nuckelflasche üben eine beruhigende Wirkung aus und regen zum Schlafen an. Dennoch ist von dieser Möglichkeit abzuraten. Indem nämlich die Zähne und der Kiefer ständig von süßen Getränken umspült werden, kann es zu extremen Zahnproblemen und zu frühkindlichem Karies kommen.
Schnuller oder Daumen?
So praktisch der Daumen auch sein mag, sollten sich Kinder das Lutschen am Daumen erst gar nicht angewöhnen. Denn es hat zwei Nachteile:
- Durch den einseitigen Druck nach vorne verschiebt sich der Kiefer und es kommt zu einer Fehlstellung der Zähne.
- Das Lutschen am Daumen kann zu einer starken Gewöhnung führen, die manchmal nur schwer abzubauen ist.
Dass Kinder nuckeln, ist kaum zu verhindern und sollte auch nicht verhindert werden. Doch wenn das Kind immer wieder den Daumen in den Mund steckt, versuchen sie es frühzeitig an den Schnuller zu gewöhnen. Wenn Sie ihm immer dann, wenn es den Daumen in den Mund führt, einen Schnuller anbieten, wird es sich leicht daran gewöhnen.
Moderne Schnuller aus Latex oder Silikon erfüllen ihren Zweck sehr gut und unterstützen die Entwicklung des kindlichen Kiefers. Bekanntlich gibt es drei Schnullergrößen. Wichtig ist nur, dass Sie die richtige Größe verwenden. Der entscheidende Vorteil gegenüber dem Daumen ist aber, dass der Schnuller eines Tages „entsorgt“ werden kann, wodurch sich das Nuckeln in der Regel erledigt. Das sollte aber auch zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr erfolgen, weil zu langes Schnullertragen ebenfalls Fehlbildungen des Kiefers hervorrufen kann.
Abschied vom Nuckeln und Saugen
Zum Glück hören die meisten Kinder im 3. bis 4. Lebensjahr von alleine auf zu nuckeln oder den Daumen in den Mund zu stecken. Sie fühlen sich dann „groß genug“, um das Nuckeln einzustellen. Gelegentlich oder zum Einschlafen wird der Daumen noch genommen, aber ansonsten ist in diesem Alter Ruhe. Je älter ein Kind ist, desto schwerer fällt es ihm, sich das Nuckeln abzugewöhnen.
Manche Kinder hören erst dann damit auf, wenn sie im Kindergarten von anderen Kindern aufgezogen werden. Von anderen Kindern gehänselt zu werden, ist aber keine gute Voraussetzung, um mit dem Nuckeln aufzuhören. Deswegen ist es besser, wenn Ihr Kind vor dem Eintritt in den Kindergarten das Nuckeln einstellt. Mit einem Kind in diesem Alter können wir schon „ganz vernünftig“ reden.
Am einfachsten ist es, wenn die Kinder Schnuller benutzen. Um das Kind bei seiner Ablösung vom Schnuller zu unterstützen, sind Rituale ein hervorragend geeignetes und elegantes Mittel, die zudem allen Beteiligten ein Riesenspaß machen. Bei einem solchen Ritual nehmen die Eltern mit dem Kind und den Geschwistern gemeinsam und feierlich von dem „treuen Begleiter“ Abschied.
Abschiedsfeier für einen Schnuller
Das feierliche Abschiedsritual bedarf sorgfältiger Vorbereitung. In den Wochen zuvor wurde das Kind darauf eingestimmt, dass es schon bald groß ist und zum Kindergarten gehen darf. Es wird daran erinnert, dass die älteren Geschwister auch keinen Schnuller mehr haben, dass große Kinder nicht nuckeln usw. Wenn das Kind wirklich soweit ist, dass es sich von dem Schnuller trennen kann, dann nehmen Sie Ihr Kind beim Wort. Denn Kinder haben ein unbändiges Verlangen, die Dinge selber in die Hand zu nehmen. Nutzen Sie diese Energie, indem Sie ein Abschiedritual veranstalten, das so ablaufen könnte:
Nachdem Sie sich noch einmal versichert haben, dass Ihr Kind bereit ist, beginnen Sie mit dem Ritual. Wandern Sie in einem feierlichen Festzug mit Ihrem Sohn oder Tochter durch das ganze Haus, bis Sie die Mülltonne erreicht haben. Ob Sie ein schauerliche Vollmondnacht oder einen Sommertag in Badesandalen wählen, bleibt Ihrer Fantasie überlassen. Auf jeden Fall versammeln sich alle Familienmitglieder mit einer ernsten Mine rund um die Tonne. Ein Sprecher, vielleicht mit einer Krone oder einem Kerzenleuchter ausgestattet, spricht eine Botschaft an den Schnuller, der auf einem Samtkissen liegen könnte. Wichtig ist, dass die Tochter oder der Sohn die Worte nachsprechen. Das könnte sich so anhören:
„Mein lieber Schnuller!“ (oder Nucki, Nulli, oder was auch immer). „Es war eine schöne Zeit mit Dir!“ (Wiederholung) „Du warst mir immer ein guter Freund. Nie hast Du mich im Stich gelassen.“ (Wiederholung) „Als ich dich einmal verloren hatte, wie hast du mir gefehlt. Ich werde dich nie vergessen … Doch nun ist die Zeit gekommen, wo wir uns trennen müssen.“ (Wiederholung) „Leb’ wohl, lieber Schnuller.“ Bei diesen Worten wird der Schnuller von dem Kind in die Mülltonne oder in ein zuvor gegrabenes Loch geworfen.
Ich selbst habe dieses Ritual mehrfach und mit Begeisterung durchgeführt und es hat immer geholfen. Als sinnvoll hat es sich erwiesen, ein kleines Geschenk (Spielzeugauto, Puppe oder ähnliches) zu überreichen, mit dem das Kind sich über den Anfangsschmerz hinwegtrösten kann. Denn so ganz leicht ist es nicht, sich von einer lieb gewordenen und vertauten Gewohnheit zu verabschieden.
Unglücklich wäre es, wenn der Schnuller „auf einmal“ verloren ginge. Je älter sie sind, umso eher durchblicken die Kinder ein unehrliches Spiel. Wenn der Schnuller durch natürlichen Verschleiß nicht mehr brauchbar ist, wird das Kind einer endgültigen Entsorgung sicherlich zustimmen.
Auch ein Opfer an ein „bedürftiges Kind“ wird das Kleine eher akzeptieren, als wenn eine „Schnullerfee“ über Nacht den Schnuller entführt hat. Wichtig ist einfach, dass das Kind an der Beseitigung des geliebten Teils beteiligt ist. So kann es den Verlust besser einordnen und verschmerzen. Bei einer konsequenten Haltung der Eltern sind „Rückfälle“ eher selten.
Abschied vom Daumen
Ähnlich, wie bei der Schnullerverabschiedung können Sie bei der Verabschiedung vom Fläschchen, Stofffetzen oder dem Schmusetier vorgehen. Im Prinzip ließe sich sogar beim Daumenlutschen so verfahren. Mit dem kleinen Unterschied natürlich, dass der Daumen dranbleiben muss. Setzen Sie Ihre Fantasie ein und bauen das Ritual entsprechend um. Wie wäre es, wenn Sie für den Daumen ein Symbol finden, das genau auf Ihr Kind zutrifft?
Gehen Sie auf jeden Fall behutsam mit Ihrem Kind um. Ein Kind, das an seinem Daumen lutscht, will Sie nicht ärgern. Möglicherweise befindet es sich in einem scheußlichen Teufelskreis: Je mehr Sie sich über das Daumenlutschen aufregen, umso mehr sucht das Kind nach Entspannung. Oder: Je mehr es von Spielkameraden verspottet wird, umso größer ist das Bedürfnis, sich etwas Gutes zu tun.
Es ist zwar nicht bewiesen, dass spätere Suchtprobleme (Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Essstörungen usw.) genau auf diesem Teufelskreis beruhen. Doch ist es nicht auszuschließen, dass übermäßig langes Daumenlutschen eine Suchtentwicklung begünstigt. Aus diesem Grunde sollten wir Eltern uns frühzeitig um fachlichen Rat bemühen, wenn das Kind noch im Schulalter regelmäßig am Daumen lutscht. Auf der anderen Seite gibt es keinen Grund, sich übermäßig zu beunruhigen: Gelegentliches Daumenlutschen, z.B. zum Einschlafen, kommt selbst bei Erwachsenen vor. Es mag eine etwas störende Angewohnheit sein. Dennoch gibt es keine Veranlassung, dass Kind gleich für psychisch gestört anzusehen.
Gelegentlich werden von konservativen Pädagogen oder Kinderärzten äußerst rabiate Methoden zur Abgewöhnung des Daumenlutschens empfohlen. Vor ihnen möchte ich dringend warnen. Wer Kindern übel riechende und widerlich schmeckende Flüssigkeiten auf den Daumen träufelt oder ihnen gar in der Nacht die Hände festbindet, hat nichts von der „Not einer schlechten Angewohnheit“ verstanden. Genauso gut könnte man einen Menschen mit zusammen gebundenen Händen vor seine Lieblingsspeise setzen. Wird es deshalb sein Lieblingsessen nicht mehr mögen? Wohl kaum.
Schlussbemerkung
Kinder, die über das 3. Lebensjahr am Schnuller oder am Daumen lutschen, verdienen unsere Aufmerksamkeit und unser Verständnis. Gehen wir besonnen mit ihrer Botschaft um, die so lauten könnte: „Ich brauche noch etwas Zeit, um mich über einen anstrengenden Alltag hinwegzutrösten.“ Geben wir ihnen die Zeit, die sie brauchen, doch zeigen wir ihnen auch den Weg dorthin.
Autor
Paul Suer M.A. ist Pädagoge, Soziologe und Familientherapeut und arbeitet mit suchtkranken Straftätern. Seit 1998 hat er fünf Bücher zu Erziehungsfragen veröffentlicht. Zuletzt erschienen: „Jedes Kind ist ein Genie Selbstbewusstsein stärken und Wissen fördern“ im Moewig Verlag im Oktober 2002.
Liebe Kinder, Eltern und Jugendliche,
Wir machen am Mittwoch, den 25.9.23 unseren alljährlichen Betriebsausflug.
An diesem Tag ist die Praxis geschlossen. Wir beantworten auch keine Emails.
In dringenden Notfällen werden wir vertreten von:
Dr. Paul Vosschulte
Hohenzollernring 57 ; Tel 20557
Dr. Miriam Kreuziger
Wolbeckerstrasse 56; Tel. 64680
Dr. Johannes Faust,
Warendorferstrasse 185 , Tel. 30343
ab Donnerstag, den 26.9.23 sind wir wieder für Sie da.
Ihr Praxisteam Dr. Becker / Dr. Haisch
Pädiatrische Allergologie ∙ 11 ∙ 1/2008 51 Elternratgeber
Liebe Eltern
die Erdnussallergie ist eine oft lebenslang bestehende und besonders gefährliche Form der Nahrungsmittelallergie. Kleinste Mengen dieses Nahrungsmittels
können bei allergischen Personen schwere allergische Schockreaktionen an Haut, Magen-Darm-Trakt, Atemwegen und Kreislauf auslösen (= Anaphylaxie).
Häufigkeit
In Deutschland weist jedes zehnte Schulkind einen positiven Allergietest gegen Bestandteile der Erdnuss auf! Glücklicherweise ist aber nicht jedes
dieser Kinder durch eine Anaphylaxie gefährdet (s. unten). Auch bei uns haben Erdnussallergien in den vergangenen Jahren zugenommen. In den USA waren
Erdnüsse für zwei Drittel der Todesfälle durch Anaphylaxie verantwortlich.
Symptome
Sensibilisierung ohne Symptome Manche Kinder vertragen Erdnüsse problemlos, obwohl ein positiver Allergietest auf Erdnuss vorliegt (= Sensibilisierung).
Dieser Befund ist dann ohne Bedeutung, die Kinder müssen Erdnüsse meist auch nicht vorsichtshalber meiden.
Orales Allergiesyndrom Andere, meist ältere Kinder, die an Heuschnupfen leiden, berichten über Missempfindungen im Lippen- und Mundbereich, wenn sie Erdnüsse oder
Baumnüsse verzehren. Es handelt sich um eine Kreuzallergie zu Pollen, schwere allergische Reaktionen sind hier selten.
Anaphylaktische Reaktion
Eine kleine Gruppe der erdnussallergischen Kinder zeigt jedoch eine ausgeprägte Allergie mit Hautausschlag, Atemnot und Blutdruckabfall bis hin zum Kreislaufschock. Diese Symptome
treten innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach Verzehr von oft nur kleinen Bruchstücken einer Erdnuss (1 bis 2 mg) auf und können lebensbedrohlich werden(siehe auch Elternratgeber „Anaphylaxie“).
Diagnose
Welche Form der Erdnussallergie bei einem Kind besteht, kann häufig nur durch einen allergologisch erfahrenen Kinder- und Jugendarzt geklärt werden. Zuvor beobachtete Reaktionen auf Erdnüsse
sind wegweisend. Die Bestätigung erfolgt durch einen Blut- oder Hauttest, in unklaren Fällen auch durch eine Nahrungsmittelprovokation unter ärztlicher Aufsicht, z. B. im Krankenhaus.
Therapie
1) Erdnussfreie Diät
Bei einer nachgewiesenen Erdnussallergie hilft nur eine konsequente Meidung aller potenziell erdnusshaltigen Nahrungsmittel. Bis heute ist diese „Diät“ auch die einzige Möglichkeit zur Vorbeugung
einer Anaphylaxie. Erdnüsse können Ihnen in vielen Lebensmitteln offen oder versteckt begegnen. Erdnüsse und Erzeugnisse daraus werden leider in zunehmendem Maße in der Lebensmittelindustrie
eingesetzt, so dass alle industriell hergestellten Produkte auf die Verarbeitung von Erdnüssen überprüft werden müssen. Eine Ernährungsberatung ist unverzichtbar, wenn ein Kind anaphylaxiegefährdet ist. Sprechen
Sie Ihren Kinder- und Jugendarzt an. Er kann Ihnen sagen, wo in der Nähe Ernährungsberatungen oder u. U. auch Elternseminare zu Erdnuss- und Baumnussallergien angeboten werden.
Verpackte Lebensmittel Nach der neuen EUAllergen- Kennzeichnungsverordnung vom November 2005 müssen erdnusshaltige Lebensmittel gekennzeichnet werden. Der Erdnussallergiker soll garantiert erkennen
können, wenn Erdnuss in verpackten Lebensmitteln verarbeitet wurde. Dazu muss bei jedem Lebensmittel die Aufzählung der „Zutaten“ auf der Verpackung gelesen werden. Die Zutatenliste eines Müsliriegels kann z. B. folgende Angaben enthalten: Maltitsirup, geröstete Getreideflocken (Weizen, Gerste), Cornflakes, geröstete Erdnüsse, geröstete Mandeln, Kokosfett, Salz, Emulgator E471. Fazit: Lesen Sie die Zutatenliste!
Besonders Discounter wie Aldi oder Lidl verkaufen Lebensmittel, deren Zutaten kurzfristig ausgetauscht werden können. Deshalb sollten Sie die Zutatenliste bei jedem Einkauf erneut lesen. Lose Waren
Leider sind lose, d. h. nicht verpackte Waren beim Bäcker oder Metzger von der Allergenkennzeichnungsverordnung ausgenommen. Hier sind Sie auf die Information der Verkäufer angewiesen.
Die Möglichkeit, dass besonders „Müslibrötchen“, Vollkornbrötchen und Körnerbrötchen Erdnuss enthalten, ist relativ groß. Die Mandelblättchen eines Bienenstichs werden z. B. gerne durch Erdnussblättchen ersetzt. Auch hier ist ein Hinweis auf Erdnuss durch den Bäcker nicht erforderlich.
Fazit: Bevorzugen Sie verpackte Wurst- und Backwaren, da diese eine Zutatenliste führen müssen. „Kann Spuren von Erdnuss enthalten“ Dieser freiwillige Hinweis bedeutet, dass Erdnuss rezepturgemäß zwar
nicht in dem Produkt enthalten ist, ein erdnussfreies Müsli durch Produktionsabläufe aber doch Spuren von Erdnüssen enthalten könnte, weil z. B. vor dem erdnussfreien Müsli erdnusshaltige Müslis in der selben Anlage gemischt und abgefüllt wurden. Diese „Spuren“ an Erdnüssen sind in ihrer Menge nicht definiert, können aber durchaus zu einer allergischen Reaktion führen. Produkte, die den Zusatz „kann Spuren von Erdnuss enthalten“ nicht aufweisen, können diese Spuren allerdings genauso enthalten. Bei folgenden Produktgruppen ist es sehr wahrscheinlich, dass die Lebensmittel bei der Herstellung mit „Spuren von Erdnuss“ in Berührung kommen:
Schokolade, Gebäck, Müsli und Müsliriegel, Trockenfrüchte. Pflanzenöle Seit der neuen Kennzeichnungsverordnung muss in der Zutatenliste Erdnuss aufgeführt werden, wenn das Produkt Erdnussöl enthält
(z. B. Knabberartikel). Allerdings können Öle anderer Pflanzenarten durchaus mit Erdnussöl verunreinigt sein, wenn in der Ölmühle auch Erdnussöl hergestellt wird. Dies muss nicht deklariert werden. Vorsicht
deshalb bei kaltgepressten, nicht raffinierten Ölen. Diese können noch am ehesten Erdnussrückstände enthalten. Fazit: Kaufen Sie raffinierte Pflanzenöle. Sie erkennen diese meist an folgenden Kriterien: raffinierte
Öle sind meist kostengünstiger, geschmacksneutral und nicht so farbintensiv wie kaltgepresste Öle. Lebensmittel ohne Kennzeichnung Zusätzlich ist besondere Vorsicht geboten bei Lebensmitteln ohne Kennzeichnung:
offene Wurst sowie Brot- und Backwaren, Speisen im Restaurant, Verpflegung in Schule und Kindergarten, Eis von der Eisdiele usw. Bei diesen Produktgruppen sollten Sie sich, egal ob mit oder ohne Hinweis
auf „Spuren von Erdnuss“, bei der Firma direkt erkundigen ob z. B. auch Erdnuss dort verarbeitet wird, Förderbänder gereinigt werden, die Bäckerei getrennt von der Konditorei liegt. Produkte mit langer Haltbarkeit
Lebensmittel, die vor der Allergenkennzeichnungsverordnung von 2005 in den Handel gekommen sind, aber bis heute haltbar sind, können durchaus noch zum Verkauf in den Regalen stehen (z. B. Kekse mit Pflanzenöl, Currypulver). Nach altem Recht musste Pflanzenöl nicht zwingend die Herkunft nennen und Currypulver konnte undeklariert Erdnussmehl zugesetzt werden.
Fazit: Vorsicht bei Produkten mit langer Haltbarkeit wie Keksen, Gewürzmischungen und Dosen, die vor 2005 in den Handel gekommen sind. Im Restaurant Eine Erdnussdeklaration auf der Speisekarte ist leider nicht vorgeschrieben. Besonders die thailändische und die chinesische Küche arbeiten häufig mit Erdnüssen, z. B. als Sate-Soße oder auch als Würzmittel.
Fazit: Seien Sie vorsichtig bei asiatischen Speisen. Wählen Sie keine zusammengesetzten Speisen, bei denen die Zutaten nicht mehr erkennbar sind. Informieren Sie sich direkt beim Koch.
2) Notfallapotheke
Sollte es in der Vergangenheit bereits zu einer Schockreaktion durch einen versehentlichen Verzehr von Erdnüssen gekommen sein oder besteht aufgrund der erhobenen Befunde ein großes Risiko
hierzu, so benötigt der Patient eine Notfallapotheke mit Adrenalin (wirkt schnell kreislaufstützend und bronchialerweiternd), das mit einem Autoinjektor intramuskulär in den Oberschenkel gegeben wird. Tritt bei einem Erdnussverzehr eine Schockreaktion auf, muss zusätzlich zur Gabe des Adrenalins sofort der Notarzt gerufen werden. Andere antiallergisch wirkende Medikamente (z. B. antiallergische Tropfen oder Cortisonpräparate) wirken deutlich langsamer und sind bei einer schweren allergischen Reaktion nicht ausreichend. Die Anwendung der Spritze muss bei der Verordnung in der Praxis geübt werden. Die Patienten sollten einen Notfallausweis (z. B. Anaphylaxiepass) mit sich führen. Auch andere Bezugspersonen wie Erzieher und Lehrer müssen hierüber informiert werden.
Prognose Da zunehmend mehr Menschen in den westlichen Industrieländern der Erde betroffen sind, findet zwar eine intensive wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich statt; eine Heilung der Erdnussallergie wurde aber noch nicht gefunden! Nur 20 Prozent der erdnussallergischen Kinder verlieren ihre Allergie im Laufe des Lebens. Hilfreiche Adressen Der Arbeitskreis www.ak-dida.de führt eine Adressenliste aller in der Allergologie tätigen Ernährungsberater(innen), die Sie kontaktieren können. Dort erhalten Sie auch viele Hinweise zu nussfreien Produkten wie Schokoladen, Rezepte zur eigenen Schokoladenherstellung sowie (Internet-)Adressen von Herstellern, die Ihnen besondere Produkte bieten können.
Annette Schönfelder
Praxis für Diät- und Ernährungsberatung
Dr. med. Frank Friedrichs
Dr. med. Claus Pfannenstiel
kinderarztpraxis laurensberg
Rathausstr. 10, 52072 Aachen
E-Mail: praxis@kinderarztpraxis-laurens
berg.de, Web: www.kinderarztpraxislaurensberg.de
Wenn Babys viel schreien
Paul Suer
Schlaflose Nächte
Eine junge Mutter berichtet: „Als Kathrin geboren wurde, war sie ein sehr angenehmes Baby. Doch nach vier Wochen war es mit der Ruhe vorbei. Seitdem begann sie jedes Mal laut zu schreien, wenn ich sie nach dem Stillen in ihr Bettchen legte. Ich konnte sie einfach nicht beruhigen. Vieles probierte ich aus, doch nichts half wirklich. Am Ende war ich völlig fertig und entnervt. Ich konnte selbst kaum noch einschlafen, weil ich fast schon darauf warte, dass es jeden Moment wieder losgeht.“
So oder ganz ähnlich geht es vielen jungen Müttern, die sich einer solchen Situation nicht gewachsen fühlen und an das Ende ihrer Kräfte geraten sind. Dabei sind häufig und ausdauernd weinende Säuglingskinder keineswegs selten.
Gehören auch Sie zu den Müttern, die ein solches „Schreibaby“ haben? Dann werden Sie sich sicherlich so manche Nacht um die Ohren geschlagen haben. Vermutlich haben Sie zu nächtlicher Stunde so Manches unternommen, um das Kind zu beruhigen: die Windeln gewechselt, es immer wieder gestillt, über Stunden durch die Wohnung getragen und vieles mehr. Und doch haben Sie oftmals nicht herausgefunden, was dem Kleinen fehlt.
In der Tat ist es nicht ganz einfach, das Schreien eines Babys richtig zu deuten. Zunächst einmal gilt es, die Ruhe zu bewahren. Vor allem sollten Sie sich vergegenwärtigen, dass das Baby Sie mit seinem Geschrei nicht ärgern will. Für das Neugeborene ist das Schreien die einzige Möglichkeit, auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen.
Warum schreit das Baby?
Wenn Kinder nachhaltig schreien, kann das viele Ursachen haben. Versuchen Sie in Ruhe herauszufinden, was sich dahinter verbirgt. Hier einige mögliche Ursachen:
- Hunger: könnte ein Grund sein. Ein Baby kann bei einer Mahlzeit nur wenig an Nahrung aufnehmen und verdauen, da sein Magen noch sehr klein ist. Deshalb braucht es häufiger Nahrung. Wenn es sich im Abstand von ein bis vier Stunden meldet, dann ist das völlig in Ordnung.
- Bauchweh: sind die häufigsten Schmerzen bei Säuglingen. Ausgelöst werden sie durch Verdauungsstörungen oder indem sie zuviel Luft schlucken, wenn sie aus der Flasche oder von der Brust trinken. Wenn Sie Ihr Kind stillen, sollten Sie darauf achten, nichts Blähendes zu essen. Denn durch die Muttermilch bekommt der Säugling auch einen Teil der blähenden Nährstoffe ab.
- Unwohlsein: kann viele Gründe haben. Häufig entsteht es, wenn eine volle Windel drückt oder die Haut gereizt wird. In vielen Fällen fühlt sich das Baby unwohl, weil ihm zu warm oder zu kalt ist. Meistens bedarf es nur einer Kleinigkeit, dieses Unbehagen zu beseitigen.
- Langeweile: Auch Babys können sich langweilen. Wenn es schon etwas älter ist, schläft es nicht mehr ganz so viel und hat längere Wachzeiten. Manchmal fühlt es sich in seinem Bettchen allein. Offensichtlich braucht es dann Anregungen und Impulsen von außen. Durch sein Schreien macht es darauf aufmerksam, dass es beschäftigt werden möchte oder „geistige Nahrung“ benötigt.
- Überreizung: Manchmal reagiert das Baby gereizt, wenn sein Umfeld z.B. zu unruhig, zu hell ist oder wenn es viel herumgereicht wird. Babys sind hochsensible Geschöpfe, die empfindlich auf Spannungen oder Misstöne reagieren können.
Schreisignale richtig deuten und entschlüsseln
Wie Sie sehen, gibt es vielerlei Gründe, weshalb das Kind schreit. Doch ist es nicht immer ganz einfach, herauszufinden, was den kleinen Wurm bewegt. Gerade beim ersten Kind, das Ihr Leben ohnehin auf den Kopf stellt, fühlen Sie sich vielleicht noch etwas unsicher. Doch mit der Zeit gewinnen Sie an Sicherheit und es wird Ihnen immer leichter fallen, die „Sprache“ Ihres Kindes zu verstehen und entsprechend darauf zu „antworten“.
Mit der Zeit bekommen Sie ein Gefühl dafür, ob der Säugling vor Hunger schreit, ob ihm etwas weh tut oder ob er vielleicht nach Zuwendung verlangt. Sie werden zu hören lernen, was Ihr Baby „sagen“ möchte: Ist sein Schreien verzweifelt, fordernd, quengelig oder schrill. Achten Sie auf Ihre Gefühle. Sehr bald werden Sie ein Gespür dafür bekommen, wodurch sich das Kind am besten beruhigt. Es hat auch ein wenig mit Versuch und Irrtum zu tun: Wenn das Kind auf z.B. nach dem Wickeln und Füttern immer noch schreit, probieren Sie etwas anderes aus. Bitte lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn es am Anfang noch nicht so richtig klappt. So wie das Baby dazulernt, werden auch Sie bald die Sprache und die „Stimme“ Ihres Kindes perfekt beherrschen. Experimente haben gezeigt, dass eine Mutter nach ein paar Monaten das Schreien seines Kindes, von Hunderten genau heraushören kann.
Die Eltern-Kind-Beziehung
Die Mutter ist in den ersten Lebensmonaten zweifellos die wichtigste Bezugsperson für das Neugeborene. Doch ist sie nicht mit dem Kind allein auf der Welt. Entweder ist da noch der Ehepartner oder der Lebensgefährte oder vielleicht eine gute Freundin. Bei anderen ist es die Oma, die Wohngemeinschaft oder wer auch immer, der die junge Mutter unterstützen könnte. Wie leicht kann es in der ohnehin angespannten Lage zu Konflikten kommen. Das Schreien eines Babys hat ja fast die Phonstärke einer lauten Baumaschine, nur viel höher und viel nerviger.
Nicht direkt betroffene Partner oder Freunde verhalten sich in der Situation manchmal so, als wenn sie genau wüssten, wo das Schreien des Babys herrührt. Ratschläge wie: „Nun gib’ ihm doch mal das Fläschchen!“ erreichen lediglich, dass sich die junge Mutter unter Druck gesetzt fühlt. Bisher harmonisch verlaufene Beziehungen können sich auf diese Weise – im wahrsten Sinne über Nacht – in einen Hexenkessel verwandeln.
Die soziale Umgebung
Wenn Ihr Kind trotz der oben beschriebenen einfachen Maßnahmen immer wieder schreit, sollten Sie sich Ihre soziale Umgebung ansehen. Vielleicht haben Sie bisher immer nur auf das Verhalten des Kindes geachtet. Deshalb sollten wir uns immer auch unser eigenes Verhalten ansehen und auf die komplizierten Wechselwirkungen zwischen Eltern und Kind achten. Denn das „Eltersein“ wird auf keiner Schule oder Universität gelehrt. Wie leicht bringt uns der manchmal schmerzhafte Prozess des „Eltern-Werdens“ an unsere Grenzen. Und schon ganz kleine Kinder haben sehr feine Antennen dafür, wenn es darum geht, Spannungen zu erfühlen. Wenn aber Spannungen für das Kleine unerträglich werden, zeigen sie uns das durch anhaltendes Schreien an.
Suchen Sie als Mutter bewusst Kontakt zu anderen Frauen, die in der gleichen Lage sind. Vielfach hilft ein Gespräch über die schlimmsten Anstrengungen hinweg. Indem gestresste Mütter erfahren, dass es auch andere gibt, denen es ähnlich geht, ist das eigene Leid besser zu ertragen. Schließen Sie sich zu Babysitter-, Still- oder Krabbel-Gruppen zusammen. Sie wissen doch: Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Elterliche Beziehungspflege
Um dem Kind keinen Schaden zuzufügen, sind die Eltern und alle weiteren Bezugspersonen gehalten, Konflikte und Spannungen möglichst gering zu halten. Das kann beispielsweise darin bestehen, dass die Eltern über sich und über ihre Beziehung zum Partner nachdenken und eventuell anstehende Veränderungen herbeizuführen. Nicht selten ist es so, dass der Partner sich seit der Geburt des Kindes vernachlässigt fühlt und sich zurückzieht.
Ein Wort an die jungen Väter
Auch wenn Sie sich als Mann manchmal ziemlich „überflüssig“ vorkommen, sind sie für die jungen Mütter gerade jetzt enorm wichtig. Nicht als Babysitter – dafür natürlich auch. Nicht als Geldverdiener – obwohl Babys teuer sind. Nein, hauptsächlich als Mensch, der die Sorgen der jungen Mutter teilt, für sie mal einen schönen Abend vorbereitet oder die Oma als Babysitter für einen überraschenden Kurzurlaub bucht. Seien Sie fantasievoll, es gibt tausend Möglichkeiten Ihre Partnerin zu entlasten und zu verwöhnen. Wenn sich Ihre Frau wohlfühlt, geht es auch dem Baby gut und umgekehrt. Gute Laune ist ansteckend – auch bei Kleinkindern. Und auf einmal passiert, woran Sie schon nicht mehr geglaubt haben: Sie finden nach langen Entbehrung wieder Spaß an Sexualität …
Schreiprobleme in den Griff bekommen
Hier eine Zusammenfassung, wie Sie mit dem Schreien des Kleinkindes besser umgehen können:
- Oberstes Gebot: Ruhig und gelassen bleiben, während Sie versuchen, die Botschaft des Schreiens zu ergründen.
- Sie dürfen Fehler machen. Perfekte Mütter gibt es nur im Werbefernsehen. Im Alltag ist das niemand und macht Sie nur nervös.
- Lernen Sie die „Sprache“ Ihres Kindes zu verstehen. Die Art des Schreiens sagt, was dem Baby fehlt. Mit einiger Übung wird Ihnen das bald gelingen.
- Vielfach ist die Ursache eine Kleinigkeit. Checken Sie die möglichen Ursachen nacheinander ab. Schließen Sie auf diese Weise schrittweise andere Ursachen aus.
- Tauschen Sie sich mit anderen Eltern über Ihre Erfahrungen und Probleme aus. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
- Sie müssen nicht alles alleine machen. Bitten Sie die Freundin, die Oma, den Opa oder wen sonst noch, dass sie das Baby für ein paar Stunden betreuen. Wechseln Sie sich nachts mit Ihrem Partner ab, um das Baby zu beruhigen.
- Teilen Sie Ihrem Partner mit, was Sie bedrückt, bewegt oder belastet. Doch erinnern Sie Ihren Partner an ihre gemeinsame Verantwortung.
- Pflegen Sie Ihre Beziehung. Ihr Partner braucht Sie genauso, wie Sie ihn brauchen. Viele Trennungen während der Babyzeit brauchten nicht zu sein. Wie wäre es mit einem regelmäßigen Beziehungsabend bei Kerzenschein in einem schönen italienischen oder griechischen Lokal? Immer freitags 19.00 Uhr?
- Hat das Baby eine Ruhephase, dann nutzen Sie die Zeit, um sich auszuruhen und zu entspannen. Gönnen Sie sich was Schönes: Hören Sie Musik, besuchen Sie eine Freundin oder nehmen Sie ein Entspannungsbad. Die ungeputzten Fenster oder die unaufgeräumte Wohnung sind jetzt nicht so wichtig. Alles zu seiner Zeit.
Das alles mag ein schwacher Trost für Mütter sein, die diesen Beitrag vielleicht nur unter Tränen lesen können. Doch denken Sie daran: Kinder schreien nur solange, wie ihnen keine andere „Sprache“ zur Verfügung steht. Sie durchleben eine sicherlich anstrengende, aber zum Glück vorübergehende Phase in Ihrem Leben. Wenn Sie eines Tages die alten Fotos wieder hervorholen, werden Sie sich vielleicht fragen, wo denn die „schöne Zeit“ so schnell geblieben ist.
Autor
Paul Suer M.A. ist Pädagoge, Soziologe und Familientherapeut.